Wer kennt sie nicht, die Bilder von farbenfrohen Kleidungsstücken bei denen wir über Muster und Farben schnell ins Schwärmen geraten. „Afrikanische“ Stoffe faszinieren uns unter anderem deswegen ganz besonders, doch was hat es mit diesen tollen Stoffen auf sich und woher stammen sie eigentlich?
Als Stoff & Kultur, möchten wir Dich nicht nur mit tollen „afrikanischen“ Stoffen versorgen, sondern Dir auch die Möglichkeit bieten, Einblicke und Hintergründe zur Herkunft und Bedeutung der Stoffe zu erfahren. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass wir alltägliche Dinge wie Stoffe und Kleidung bewusster wahrnehmen und uns inhaltlich damit auseinandersetzen.
Herstellung von Waxprint Stoffen
Waxprints, wie Du sie in unserem Onlineshop findest, werden durch eine spezielle, sehr aufwändige Färbetechnik hergestellt. Den Ursprung dieser Technik festzustellen ist schwierig, da es vor allem in China, Indien und auch in Nordafrika Hinweise auf diese Technik der Textilherstellung gibt. Immer wieder begegnet einem bei der Suche nach der Geschichte der Waxprints Indonesien. Dort nennt sich die Methode mit der Waxprint Stoffe hergestellt werden Batik.
Bei der Methode der Waxprints bzw. Batik wird auf einen Grundstoff wie Baumwolle an bestimmten Stellen Wachs oder Harz aufgetragen. Dies muss auf dem Stoff beidseitig erfolgen. Anschließend folgt die Färbung des Stoffes. Der Stoff nimmt an der, mit Wachs beschichteten Stelle die Farbe nicht auf, so dass diese Stelle von der Färbung ausgespart wird. So lassen sich die besonderen Muster und leuchtende Farben herstellen. Eine Besonderheit von Waxprint Stoffen ist auch, dass sie komplett mit Farbe durchtränkt und dadurch das Muster beidseitig sichtbar ist.
African Waxprint aus den Niederlanden?
Indonesien gilt als Ausgangspunkt für die kommerzielle Nutzung der Waxprint Stoffe. Teile Indonesiens wurden ab 1605 von den Niederlanden besetzt. Weitere Kolonialmächte waren England und Spanien. Die Niederländer versuchten über die Jahre hinweg die aufwendig produzierten Stoffe nachzuahmen und Absatzmärkte für sich zu schaffen. Afrikanische Soldaten, welche für die Kolonialmächte kämpften sowie versklavte Feldarbeiter brachten die niederländisch produzierten Batikstoffe mit in ihre Heimat, wo sie sich großer Beliebtheit erfreuten. Insbesondere in Westafrika beispielsweise im heutigen Mali, Senegal, Ghana, Nigeria und der Elfenbeinküste wurden Waxprints schnell Teil der Kultur. So werden Waxprint Stoffe häufig innerhalb der Familien z.B. von Mutter zu Tochter vererbt, da sie sich als Statussymbol in westafrikanischen Familien etabliert haben. Waxprints sind darüber hinaus ein starker Ausdruck der individuellen Einstellungen. Bestimmte Stoffe vermitteln eine klare Botschaft der Träger:innen an ihre Mitmenschen. Unterstützt wird diese Botschaft durch Formen, Farben und Grafiken auf den jeweiligen Stoffen.
Der große Absatz mit europäischen Waxprints durch intensiveren Handel begann erst im 19. Jahrhundert. So sind die häufig als traditionell „afrikanisch“ geltenden Stoffe auf dem afrikanischen Kontinent eine recht „neue“ Erscheinung. Besonders niederländische Unternehmen wie Vlisco versorgten Frauen in westafrikanischen Ländern mit Nähmaschinen und niederländisch produzierten Waxprints, um die Stoffe auf den unterschiedlichen Märkten Westafrikas zu etablieren. Für einige Frauen ermöglichte dies den Start einer selbstständigen unternehmerischen Tätigkeit und finanzielle Unabhängigkeit. Im Gegenzug erhielt Vlisco wichtige Einblicke über die Bedürfnisse und Entwicklungen auf den jeweiligen Märkten. Die Waxprints wurden immer stärker an den afrikanischen Markt und die Konsumentenbedürfnisse angepasst, wodurch sie mit der Zeit das Label „African Waxprint“ erhielten.
Afrikanischer Waxprint-Markt heute
Bei der Herstellung europäisch produzierter Waxprints konnte sich hauptsächlich Vlisco durchsetzen. Sie sind heute noch der größte Waxprint-Produzent für den afrikanischen Markt, wenngleich die Stoffe beispielsweise für ghanaische Verhältnisse sehr teuer sind und als Luxusmarke angesehen werden. Auf westafrikanischen Märkten gibt es heute eine Vielzahl an Waxprint-Produzenten und Händlern. Hier sind vor allem Produzenten aus China zu erwähnen, die den afrikanischen Markt ebenfalls gezielt bearbeiten und mit deutlich günstigeren Stoffen fluten und es der einheimischen sowie europäischen Konkurrenz schwerer machen. Häufig werden dabei die Muster und Farben von bereits etablierten Marken kopiert bzw. gefälscht. Dennoch führt dies zu einer weiten Verbreitung von Waxprints in den Gesellschaften Westafrikas und ist nicht ausschließlich der oberen Schicht vorbehalten.
Heute erfreuen sich Waxprints auch in Europa steigender Beliebtheit, was auf die Nutzung von Waxprints in der europäischen Mode zurückzuführen ist. So haben große und bekannte Luxusmarken afrikanische Stoffe für sich und ihre Kollektionen entdeckt.
Wir hoffen, wir konnten Dir diese farbenfrohen Stoffe und ihre Herkunft etwas näher bringen. In unseren nächsten Blogbeiträgen gehen wir noch detaillierter u.a. auf die Herstellung, Bedeutung von Design, unsere Produzenten und Waxprints in der europäischen Mode ein.
Quellen:
Buch: WAX - Die Farben Afrikas von Anne-Marie Bouttiaux
Gabriele Gerlich - Waxprints im soziokulturellen Kontext Ghanas - 2005
Youtube: An African success story: Togo's princesses of wax print
Bild: Symbolbild Stoffmarkt Afrika (Copyright: Canva)